Um denjenigen in Freiburg und im Umland eine Stimme zu geben, die sich nach Maßstäben der derzeitigen Politik verantwortungsbewusst und solidarisch in der sogenannten Pandemie zeigen, riefen Oberbürgermeister Martin Horn und seine Bürgermeister(in) jetzt zu einer digitalen Unterschriftenaktion auf.
Die Aktion ist laut der Badischen Zeitung vom 29.1.22 auch eine Antwort auf die wöchentlichen Demonstrationen der Corona-Maßnahmen-Kritiker (immerhin werden sie schon nicht mehr Corona-Leugner genannt). Der Bezug wird bereits in der Überschrift sichtbar. Die von FreiSeinFreiburg veranstalteten Demonstrationen laufen unter dem Motto „Für Freiheit, Menschlichkeit und Vernunft“. Der Appell von „Unser Freiburg“ steht unter „Vernunft, Verantwortung und Solidarität“. Gemeinsam ist beiden die Vernunft, unter der Kritiker und Befürworter etwas diametral Unterschiedliches verstehen.
Solidarität und Verantwortung bezieht sich bei „Unser Freiburg“ auf den Schutz der Bevölkerung vor dem Virus „COVID 19“. Solidarität und Verantwortung benötigen aber beispielsweise auch die durch die Maßnahmen traumatisierten Kinder, die einsam in den Altersheimen sterbenden Menschen sowie die durch die Maßnahmen der westlichen Welt verursachten zusätzlichen 140 Millionen hungernden Menschen in der dritten Welt.
„Mit unserer Unterschrift setzen wir ein klares Zeichen gegen Spaltung und für Vernunft, Verantwortung und Solidarität – über alle individuellen Unterschiede, Stadtteile oder Generationen hinweg. #freiburghältzusammen“ (Zitat aus „Unser Freiburg“)
Die Unterzeichnenden sind demnach gegen eine Spaltung und möchten individuelle Unterschiede, Stadtteile und Generationen zusammenbringen. Wird dies durch die Aktion „Unser Freiburg – Zusammen gegen Corona“ erreicht? Wie soll hier die Überwindung der Spaltung aussehen? Indem die „verwirrte“ Minderheit als nicht zur Freiburger Stadtgesellschaft gehörig definiert wird? Suggeriert wird, dass nur die Mehrheit gegen die Spaltung der Gesellschaft ist und hinter den Corona-Maßnahmen der Regierung steht. Ist das allein vernünftig? Was ist mit der Kritik? Wäre nicht ein Signal der Dialogbereitschaft an die Minderheit ein angemesseneres Zeichen, die Spaltung überwinden zu wollen? Ja, die Corona-Maßnahmen spalten Familien, Kollegen, Freunde, Nachbarn. Aber ist es eine Lösung, die Kritiker noch weiter ins Abseits zu stellen? Druck erzeugt Gegendruck. Die Kritiker opfern viele freie Samstage, um ihrem friedlichen Protest gegen die aus ihrer Sicht überzogenen und z.T. falschen Maßnahmen Ausdruck zu verleihen. Die Unterstützung für „Unser Freiburg“ bedarf ein paar Klicks. Diese Aktion wird die Spaltung nicht überwinden. Bereitschaft zum Dialog auf Augenhöhe wäre da geeigneter.
An den Demonstrationen beteiligen sich viele Freiburgerinnen und Freiburger. Darunter sind inzwischen auch zunehmend Geimpfte, die dennoch gegen eine Impfpflicht sind. Und nicht alle, die von der Corona-Politik nicht überzeugt sind, nehmen an den genehmigten Freiburger Samstagsdemonstrationen teil. Deutlich mehr als 6000 Personen sind in Freiburg absolut unzufrieden mit der derzeitigen Politik.
Die Kritiker finden sich in der Aktion „Unser Freiburg“ mit ihren Bedenken nicht wieder. Gehören sie nicht mehr zu Freiburg? Gibt es jetzt eine Unterteilung in „verantwortungsbewusste und solidarische“ Freiburger und in „freiheitliche und menschliche“ Freiburger? Die einen sind mehr wert als die anderen? Spricht so eine Vertretung aller Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt?
Ann-Katrin für FreiSeinFreiburg