Ein Gastbeitrag von Michael Schaefer
„NAI hämmer gsait!“ rufen jeden Samstag auf der Freiburger Protest-Demo diejenigen Gegner der Corona-Politik, die vom Kaiserstuhl kommen.
Viele kennen den Slogan noch aus der heißen Zeit 1975, als in Wyhl am Kaiserstuhl ein AKW-Bauplatz besetzt und im Endeffekt der Bau des Meilers verhindert wurde. Nicht nur das: Man darf mit Fug und Recht behaupten, dass damals der Keim für die Entstehung der GRÜNEN Umweltpartei gelegt wurde.
In einem aktuellen Artikel schreibt nun der SWR, die Corona-Protestierenden würden den Slogan „instrumentalisieren“.
Und es werden, Chapeau SWR!, als Kronzeugen für diesen Vorwurf der damalige Erfinder des Slogans, Hubert Hoffmann, sowie B.U.N.D.-Urgestein Axel Mayer mit heftiger Kritik zitiert.
Es „grenze an Missbrauch“, dass man sich den Slogan „unter den Nagel reiße“, meint Hoffmann. Und Axel Mayer findet es zwar okay, dass man gegen die Impfpflicht ist, aber er sieht eine „generelle Leugnung“ am Werk und meint laut SWR, die Protestierenden würden „nur an sich selbst denken“. Sie seien „Ichlinge“. (Ganzer Artikel hier: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg …)
Nun ja. Ob „Ichling“ eine treffende Charakterisierung für die Tausenden von Menschen ist, die Woche für Woche die Demos organisieren, sich aktiv engagieren und dafür ihre Freizeit zur Verfügung stellen; die Woche für Woche demonstrieren gehen, in Kälte, Regen oder Sonne, sich die Pöbeleien und Stinkefinger von Umstehenden gefallen lassen; die als Freiberufler Aufträge verlieren, weil sie auf den Demos gesichtet wurden – lassen wir das mal dahingestellt.
Lassen wir auch mal dahingestellt, ob ein genialer Slogan wie „NAI! hämmer gsait!“ einem Einzelnen gehören kann oder ob es mit solchen Wortprägungen nicht eher so ist, dass sie sich von alleine in Erinnerung bringen, wenn ihre Zeit (wieder) gekommen ist. Lassen wir auch die feinsinnige Perfidie außer Acht, die in dem Wörtchen „instrumentalisieren“ steckt – das Wörtchen sagt ja, mit einer oberlehrerhaften Attitüde, implizit nichts anderes, als dass die Protestierenden den Slogan missbrauchen. Dass er ihnen nicht zustehe. Dass sie nicht das Recht hätten, ihn auf die neue Situation anzuwenden.
Nein, sprechen wir von dem, was wirklich wichtig ist. Axel Mayer sagt nämlich über 1975 ganz richtig: Der Geist der Wyhl-Bewegung sei gewesen, eine allgemeine Gefahr, nämlich die Risiken der Atomkraft, von der Gesellschaft abzuwenden.
Muss man wirklich lange nachdenken, um auf den Trichter zu kommen, dass wir im Begriff sind, die nächste hochriskante Technologie auf die Menschheit loszulassen? Nämlich die Gen-Impfungen? Eine Technologie, deren Gefahren unabsehbar sind? (SARS-CoV ist wohl durch „gain-of-function“-Genforschung entstanden – der erste Gen-GAU ist also schon da.) Dass wir weltweit ein Massen-Gen-Experiment veranstalten, dessen Auswirkungen wir gar nicht kennen KÖNNEN, von dem aber dennoch gebetsmühlenhaft behauptet wird, alles sei „sicher“? Dass hier also genau dieselben beschwichtigenden und einlullenden Phrasen gebraucht werden, mit denen damals die Gefahren der Atomkraft kleingeredet wurden? Dass eben einfach eine Menge Menschen diese Gefahren spüren? Und dass deshalb der alte Slogan eine Renaissance erlebt?
Und hier kommt der eklatante Denkfehler, den Axel Mayer macht. Lieber Axel: Ein AKW steht irgendwo da draußen und bedroht auf einen Schlag alle, falls etwas schief geht. Die neue Risiko-Technologie wird dagegen in den Körper jedes und jeder Einzelnen verlagert!
Jeder Mensch und jede Menschin wird zum Technologiestandort, zum Experimentierfeld, zum Schlachtfeld!
Hannah Arendt hat einen solchen Prozess „Atomisierung“ genannt. Dieser Prozess ist auf eine apokalyptische Weise noch viel grauenerregender als ein GAU, weil er auch unser humanistisches Menschenbild, das auf der individuellen Selbstbestimmung ruht, und damit letztlich unsere Zivilisation zerstört. Die Versuche, die bisher in diese Richtung gewagt worden sind, sind allesamt als Verbrechen gegen die Menschlichkeit beurteilt worden, und es wurde deshalb 1946 der Nürnberger Kodex geschaffen.
Und deshalb, lieber Axel Mayer, muss jede und jeder hier zum „Ichling“ werden. Wir hoffen, Sie demnächst bei uns begrüßen zu dürfen.
Michael Schaefer