Eines der ungelösten Probleme für die Badische Zeitung ist die Frage, warum FreiSeinFreiburg, das sich im Zuge des Widerstandes gegen die Corona-Maßnahmen gegründet hatte, sich nun mit dem Thema Ukraine-Krieg befasst. Gemutmaßt wird, man wolle einen „Protest aus Prinzip“ in die Freiburger Innenstadt tragen und suche sich das Thema aus, das am meisten Anhänger verspricht.
Nein, liebe BZ, so ist es nicht. Leider setzte sich die einseitige, undifferenzierte Berichterstattung der Medien über die Corona-Politik nahtlos im Ukraine-Krieg fort. Wo vorher Kritiker verschwiegen, an den rechten Rand verschoben oder als Verschwörungsideologen gebrandmarkt wurden, wurde seit Kriegsbeginn die Gleichung Ukraine gut, Russland schlecht in allen Variationen durchgespielt. Geostrategie und Geschichte spielten keine Rolle mehr, der 24. Februar 2022 war der Tag X. Der Ukraine-Krieg ist nicht das einzige Thema, mit dem die Bevölkerung durch undifferenzierte Berichterstattung der Medien zur Sichtweise der Regierungslinie manipuliert wird. Doch dieser Krieg stellt aktuell durch eine als alternativlos propagierte Eskalationspolitik, die das Potential hat, in einen 3. Weltkrieg zu führen, die größte Gefahr für unsere Freiheit und Sicherheit dar.
So stellt auch Herr Fritsch in seiner Ankündigung der Demo in der BZ vom 1.4. fest, dass die Forderungen der FreiSeinFreiburg-Demo keine Kritik an Russland enthalten, offensichtlich eine Voraussetzung, um seine Haltung zum Frieden zu verdeutlichen.
Auch Herr Uhrig schreibt (im Online-Artikel vom 1.4.), wer Forderungen wie einen Stopp deutscher Waffenlieferungen, die Öffnung von Nord Stream 2 und die Aufnahme von Friedensverhandlungen möchte, kann nur prorussisch sein. In der gedruckten Ausgabe vom 3.4. heißt es nur noch „die prorussische Freisein-Freiburg-Demonstration“ ohne weitere Erklärung. Wir sehen unsere Forderungen als „pro menschlich“ und zwar für Ukrainer und Russen. Kein weiteres Blutvergießen, kein sinnloses Morden und Vergewaltigen und alle weiteren Gräuel eines Krieges. Gegen Russland zu sein, bedeutet demnach, weitere Waffenlieferungen, keine Friedensverhandlungen und weiteren tausendfachen Mord auf beiden Seiten. In seiner Rede sagte Uwe Sacher deutlich „Wir sind nicht für Russland, wir sind nicht für die Ukraine, wir sind für die Menschen in diesen Ländern!“
Während der Beitrag des SWR weitgehend ausgewogen und neutral beide Seiten zu Wort kommen lässt, zieht die BZ alle Register, die Demo von FreiSeinFreiburg negativ zu bewerten. Es sind die „Impfgegner“, die früher gegen „das Impfen polemisierten“, die für ihre Friedensdemo, auf die sie sich nach Corona „geworfen haben“, „weit weniger Menschen als erhofft“ gewinnen konnten.
Dagegen steht das Bündnis FreiVac, das sich als „Gegenbewegung gegen Querdenker profiliert“ hat. Das „profilierte Bündnis“ startete im Februar letzten Jahres eine große digitale Unterschriftenaktion in Freiburg, organisierte eine Gegendemonstration gegen FreiSeinFreiburg und versank danach in der Bedeutungslosigkeit. Keiner der prominenten Unterstützer von damals fand sich auf den Theatertreppen ein. Der Gegenprotest wurde zum allergrößten Teil von der Deutsch-Ukrainischen Gesellschaft getragen. Im sicheren Westen feuert man den Krieg, dem täglich Landsleute zum Opfer fallen wohl gerne an.
Zum Schluss noch ein Wort zu den Zahlen: Sowohl online als auch gedruckt nannte man die Zahl 200 Teilnehmer für die Friedensdemo und 100 Gegendemonstranten. Nach der Mail eines unabhängigen Journalisten fragte man dann doch einmal bei der Polizei nach (wie sonst auch üblich) und korrigierte die Teilnehmerzahl im Online-Bericht auf 370. Auf Bildern lässt sich die Zahl der Gegendemonstranten gut nachzählen, sie lag in der Spitze bei gut 60 Personen. Auch hier – die BZ schafft sich ihre eigene Wirklichkeit.
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